Text zur Arbeit „Lara“

 

Der Paravent von Kata Unger wirkt zwar auf den ersten Blick wie ein klassischer eintafelig- dreiteiliger Wandschirm. Ihre Tafel ist allerdings kein Gemälde sondern, ein Teppich – was den Betrachter distanziert und irritiert zumal auch ihr Motiv im Zwischenreich zwischen Realität und Irrealität angesiedelt ist: in der Virtualität. Obwohl ich keine Videospiele spiele, kenne ich Lara Croft: aber ich glaube nicht, daß egal auf welchem Level, irgendwo in den Tiefen oder Untiefen der Cassetten, Lara Croft nackt auf einem Diwan liegt; mit der Waffe in der Hand, ironisch lächelnd und eine klassische Pose zitierend. Auf dem Teppich liegend, scheint sie aus einer Art von Bildstörung aufzutauchen, ebenso ruhig wie selbstbewußt. Die Rückseite zeigt jedoch nicht die Rückenansicht von Lara Croft – wie man meinen könnte sondern allein die Teppichrückseite als Spiegelbild der Vorderseite und zerstört so jede Illusion von Realität wie von Bildschirm. Kata Unger hat mit ihrem Paravent eine Hommage an das Selbstbewußtsein der Frau geschaffen, in dem sie Lara Croft in ihrem Sinne befreit hat – gleichzeitig hat sie ihr ein ironisches Denkmal gesetzt, in dem sie die virtuelle, also die mögliche Figur ein bißchen möglicher und damit realer gemacht hat.

(aus dem Katalog „THE PARAVANT PROJEKT“, Text von Adolf H. Kerkhoff, 1999)

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